Am Freitag, 23. November 2012 um 19:30 Uhr geht es in Vortrag, Film und Gespräch um die aktuelle gesellschaftliche Lage und das Lebensgefühl der jungen Generation in Bosnien-Herzegowina. Ort: St. Gaudy-Café in Berlin

Sarajevo, (c) Tina Merkau

Zwanzig Jahre nach Beginn des Krieges in Bosnien und Herzegowina berichten deutsche Medien nur noch wenig über diese Region. Sie ist ein wenig aus dem Blickfeld verschwunden, seit kein akuter Hilfsbedarf mehr zu bestehen scheint. Es wird erwartet, dass man dort die Gestaltung der Zukunft nun selbst in die Hand nimmt. Aber was bedeutet „Zukunft“ in einem Land, dessen Verfassung als Folge des Dayton-Vertrags die ethnische Spaltung  festschreibt  und damit ein Zusammenwachsen und die konsequente Aufarbeitung der Kriegsverbrechen behindert? Wohin entwickelt sich die junge Generation, die nach dem Krieg geboren ist und im Zeichen ethnischer Trennung erwachsen wird? Diesen Fragen nähert sich der dritte Abend der Europäischen Ost-West-Akademie in der Lounge des St. Gaudy-Cafés.

 

Einführung von Jasna Malkoč (in deutscher Sprache):

Stichworte zur aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation in Bosnien und Herzegowina

 

Dokumentarfilm:

Jugonostalgija  (BiH 2012, 28 Min., orig. mit engl. UT, Regie: Timur Makarević)

“Es war besser als es schlechter war. Auch zwei Jahrzehnte nach der Auflösung Jugoslawiens erinnern sich die Menschen noch an die vergangenen Zeiten, als Angehörige verschiedener Nationalitäten gemeinsam und größtenteils zufrieden im gleichen Land lebten, und trauern ihnen nach. Diese Sehnsucht nach der Vergangenheit hat einen Namen: Jugonostalgie. Eines der merkwürdigsten Phänomene des ehemaligen Jugoslawiens ist die Jugonostalgie der jungen Leute, die nie in Jugoslawien gelebt haben oder zu jung sind, sich daran noch zu erinnern.“ (Beschreibung des Sarajevo-Filmfestivals 2012)

 

Gespräch mit Mirza Ajnadžić (in englischer Sprache):

Zum Lebensgefühl der jungen Generation

 

Und Fotografien von Tina Merkau.

 

Jasna Malkoč hat in Großbritannien und Berlin Politik, Slavistik und Südosteuropäische Geschichte sowie Englische Philologie studiert. Sie arbeitet als unabhängiger Senior Management Adviser für unterschiedliche Regierungen und internationale Organisationen. 1997, nach Erweiterung des Mandats der OSZE, baute sie die erste Demokratisierungsabteilung der OSZE in Sarajevo auf, die eine breite Unterstützung aller Mitgliedsländer erhielt. Als Generaldirektorin dieser Abteilung leitete sie von 1997-2000 Programme, die den Aufbau und die Umsetzung eines unabhängigen Justizwesens, eines funktionierenden Gemeindewesens, von funktionierenden parlamentarischen Institutionen, unabhängigen Medien, Menschenrechtsorganisationen und demokratischen politischen Parteien und Prozessen stärkten und begleiteten. Sie engagierte sich dabei besonders auch für die Beteiligung von Frauen in der Politik und die Stärkung von Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung.
Mirza Ajnadžić, 1987 in Sarajevo geboren, ist Journalist und Radiomoderator. Er arbeitet seit 2010 für eFM student radio, einen professionellen Sender für Studenten, für den er u.a. über alternative Kultur und Probleme von jungen Menschen berichtet. Er ist Chefredakteur des Web-Fernsehsenders SIA eTV und verantwortlich für eine Reihe von kritischen Video-Clips über die aktuelle sozio-politische Situation in BiH. Bei mehreren Dokumentarfilmen zeichnet er für Recherche, Skript und/oder Schnitt verantwortlich (u.a. für „Jugonostalgija“); im Mittelpunkt stehen dabei Bildungspolitik und die Lebenswelt von Jugendlichen. Seit Januar 2011 schreibt er auch für das IWPR (Institute for War and Peace Reporting), einer seiner Artikel wurde im Juni 2012 mit dem Ground Report Award ausgezeichnet.
Tina Merkau ist freie Fotografin und arbeitet für verschiedene Presse- und PR-Agenturen, Redaktionen und Firmen. Ihre Schwerpunkte sind u.a. Portrait-, Reportage- und Architekturfotografie.

 

Veranstaltung: Was heißt hier Zukunft? Zur aktuellen Situation in Bosnien-Herzegowina

Mit: Jasna Malkoč und Mirza Ajnadžić. Fotos: Tina Merkau. Moderation: Dr. Carola Dürr (Vorstandsvorsitzende EOWA)

Freitag, 23. November 2012, 19:30 Uhr, St. Gaudy-Café (Lounge), Gaudystr. 1, Berlin-Prenzlauer Berg